Heute Morgen legte mir meine Gattin einen Prospekt eines örtlichen Discounters auf den Frühstücksteller und teilte mir mit, sie müsse unbedingt dorthin. Auf meine Nachfrage antwortete sie, dort gäbe es Freistoßspray im Sonderangebot. »Das ist doch vom deutschen TÜV verboten worden, wegen der Parabene«, teilte ich ihr mit, bevor ich nachfragte, was zum Himmel sie mit diesem Spray anfangen wolle. »Erstens hat der TÜV es freigegeben, weil zwar immer noch Parabene drin sind; es aber jetzt als Warnhinweis in Deutsch draufsteht und zweitens: Gibt es etwas Besseres als ein Hilfsmittel, das jedem mitteilt: bis hierhin und nicht weiter? Stell dir vor, wir wollen uns scheiden lassen und verbringen das Trennungs-Jahr zusammen in unserem Haus. Da wäre es doch gut, wenn wir beide so eine Spraydose hätten, um unsere Reviere zu markieren.
«Sprach`s und entschwand eilig, weil sie damit rechnete, dass dieser Schaum schnellstens ausverkauft sein würde. Es kümmerte sie anscheinend gar nicht, welches Chaos sie in meinem Kopf ausgelöst hatte. Hm, ein »Bis hierhin und nicht weiter Spray«. Wäre damit die äußerst lebhafte Auseinandersetzung zwischen der Polizei und den Hooligans in Köln vermieden worden? Schließlich handelte es sich bei den Randalierern weitgehend um Fußballfans, die auf Anhieb die Bedeutung des Sprays erkannt hätten. Temporäre Grenzmarkierungen besitzen ihren Reiz, überlegte ich weiter. An der Supermarktkasse könnte man direkt hinter seinen empfindlichen Achillessehnen eine Schaumlinie ziehen, damit der Nachfolgende einem nicht seinen Einkaufswagen hineinrammt. Drängeleien in allen Warteschlangen hätten ein Ende, wenn jeder hinter sich einen markanten Strich sprüht. Gedrängel auf überfüllten Bänken gehörten ebenfalls der Vergangenheit an. Links und rechts von sich ein wenig Schaum und schon steht die Persönlichkeitssphäre unverrückbar fest. Verbale Attacken? Der Kontrahent bekäme sofort den Mund umsprüht, was so viel heißen soll wie: Kopp dicht! Ein Ring aus Schaum um meinen Schreibtisch herum, würde unserer Putzfrau endlich einmal eindeutig signalisierten: Hände weg! Frauen bräuchten keine Kopfschmerzen mehr vortäuschen, wenn ihnen der Sinn nicht nach Sex steht; eine Linie aus Schaum im Bereich der Besucherritze genügt! Überhaupt der Sex! Welche Möglichkeiten sich da eröffnen! Jeder hat doch seine Bereiche, wo es unangenehm kitzelt, spricht sie aber nicht an, um den intensiv tätigen Partner nicht zu verletzen. Da kann ich doch nur sagen: Schaum her! Als ich mit meinen Überlegungen so weit gediehen war, sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf, denn ich musste unbedingt meine Frau auf ihrem Handy erreichen. Auf ihre Frage hin, was es denn so Dringendes gäbe, antwortete ich nur: »Bring zwei Kisten von dem Zeug mit!«